StrafR! Revision des Sexualstrafrechts
Beschreibung
Im Zentrum der Revision des Sexualstrafrechts steht die Ausweitung der sexuellen Nötigungsdelikte um neue Grundtatbestände: Die Strafbarkeit wegen eines sexuellen Übergriffs (Art. 189 Abs. 1 StGB) oder einer Vergewaltigung (Art. 190 Abs. 1 StGB) setzt bereits dann ein, wenn der Sexualkontakt «gegen den Willen» des Opfers oder unter «Ausnutzung eines Schockzustands» geschieht. Die Tagung widmet sich ausgewählten rechtlichen und praktischen Fragen, die diese erweiterte Ablehnungslösung mit sich bringt.
Welche Fallgestaltungen deckt das Merkmal «gegen den Willen» ab – und unter welchen Bedingungen fällt es dahin? Untergräbt dieses Modell das Schweigerecht der beschuldigten Person und führt es zu einer faktischen Beweislastumkehr? Wann wird aus dem empirischen Phänomen von Freezing-Symptomen, die individuell verschieden und mehr oder weniger ausgeprägt sind, ein tatbestandsmässiger «Schockzustand» – und wer bestimmt in welcher Weise darüber, ob er wirklich vorgelegen hat?
Stealthing, Pillenlüge, Blindfolding, Heiratsschwindel: Wie ist fortan mit Täuschungen in sexuellen Belangen umzugehen, nachdem der neu geschaffene Art. 193a nur eine spezifische Fallgestaltung im Gesundheitsbereich erfasst? Unsere Expertinnen und Experten geben Ihnen Auslegungshilfen zum revidierten Recht an die Hand, schälen Unklarheiten heraus und zeigen Lösungsmöglichen auf, zu denen sich alle im Strafrecht tätigen Akteure nun dringend positionieren müssen.
Tagungsleitung
Gunhild Godenzi Prof. Dr., Lehrstuhl für Straf- und Strafprozessrecht, Universität Zürich
Beat Gut lic. iur., Oberrichter an der I. Strafkammer des Obergerichts Zürich
Referierende
Nora Scheidegger Dr. iur., Postdoc am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht, Freiburg im Breisgau
Gunhild Godenzi Prof. Dr., Lehrstuhl für Straf- und Strafprozessrecht, Universität Zürich
Tanja Knodel RA lic.iur, Partnerin Cognitor Rechtsanwälte, Zürich
Wolfgang Wohlers Prof. Dr., Professur für Strafrecht, Universität Basel