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Strafrecht-Strafprozessrecht > Stichworte > Fluchtgefahr

Fluchtgefahr

Die Fluchtgefahr trotz fortgeschrittenem Alter und angeschlagenem Gesundheitszustand der beschuldigten Person

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Sowohl der Gesundheitszustand als auch das Alter der betroffenen Person können gegen die Annahme von Fluchtgefahr sprechen. Da im vorliegenden Fall von der Staatsanwaltschaft seit Beginn neben der Fluchtgefahr auch Kollusionsgefahr vorgebracht wurde, sich die Gerichte bis zum Entscheid des Bundesgerichts damit nicht befassten, führt die Gutheissung der Beschwerde des Beschwerdeführers dennoch nicht zur Haftentlassung sondern zur Rückweisung an die Vorinstanz.
iusNet StrafR-StrafPR 11.07.2022

Schliessen bewilligte Hafturlaube das Vorliegen von Fluchtgefahr aus?

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Wurde dem Betroffenen seit dem Antritt des offenen vorzeitigen Strafvollzugs mehrfach Urlaub und Ausgang gewährt und hat er sich bei sämtlichen Vollzugsöffnungen korrekt und absprachegemäss verhalten, so muss dies bei der Beurteilung der Frage, ob Fluchtgefahr vorliegt, zu seinen Gunsten berücksichtigt werden. Bereits die Gewährung des offenen Vollzugs setzt nämlich voraus, dass die beschränkten Aufsichts- und Kontrollmöglichkeiten einer offenen Vollzugsinstitution ausreichen, um die verbleibende Fluchtgefahr zu bannen.
iusNet-StrafR-StrafPR 17.06.2022

Verändert sich der Fluchtanreiz nach einem nicht rechtskräftigen erstinstanzlichen Urteil?

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Unterliegt der Beschuldigte im erstinstanzlichen Strafurteil, so kann sich dadurch der Fluchtanreiz erheblich vergrössern, was die Anordnung von Sicherheitshaft zu rechtfertigen vermag. Dies selbst dann, wenn gegen den Beschuldigten noch vor der erstinstanzlichen Hauptverhandlung mildere Ersatzmassnahmen angeordnet worden waren und er sich daran hielt.
iusNet-StrafR-StrafPR 22.02.2022

Welche Umstände müssen bei der Annahme von Fluchtgefahr berücksichtigt werden?

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Das Bundesgericht setzt sich mit der Fluchtgefahr auseinander und hält fest, bei der Annahme derselben müsse eine Gesamtwürdigung aller Umstände stattfinden, insbesondere seien der Charakter des Beschuldigten, seine moralische Integrität, seine finanziellen Mittel, seine Verbindungen zur Schweiz, seine Beziehung zum Ausland und die Höhe der drohenden Strafe zu berücksichtigen. In Bezug auf die Verhältnismässigkeit der Dauer der Untersuchungshaft hält das Bundesgericht fest, dass diese nicht länger als die zu erwartende Freiheitsstrafe dauern darf, wobei eine mögliche bedingte Entlassung aus dem Strafvollzug nicht zu berücksichtigen sei
iusNet-StrafR-StrafPR 26.04.2021

Kann die Sicherheitshaft nach einem erstinstanzlichen Freispruch aufrechterhalten werden?

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Nach der Rechtsprechung des EGMR kann nach einem (noch nicht rechtskräftigen) erstinstanzlichen Freispruch aufgrund des behandelten Sachverhaltes keine Sicherheitshaft mehr angeordnet werden. Zwar können weiterhin ein dringender Tatverdacht und allfällige Haftgründe bejaht werden, diesen muss aber mit weniger einschneidenden Ersatzmassnahmen begegnet werden. Eine Ausnahme besteht allenfalls bei „irrtümlichen“ Freisprüchen. Dies gilt auch bei ausländischen Staatsangehörigen, bei denen einzig Fluchtgefahr angenommen wird.
iusNet-StrafR-StrafPR 15.03.2021

Welche Voraussetzungen gelten zur Anordnung des vorzeitigen Strafvollzuges nach einem erstinstanzlichen Urteil?

Rechtsprechung
Strafprozessrecht
Das Bundesgericht geht auf die Unterscheidung zwischen Sicherheitshaft und dem vorzeitigen Strafvollzug ein, wobei für die Anordnung von zweiterem die Voraussetzungen der Sicherheitshaft einschlägig sind. Es fasst diese Voraussetzungen nochmals zusammen und geht insbesondere auf den dringenden Tatverdacht und den besonderen Haftgrund der Fluchtgefahr nach einer erstinstanzlichen Verurteilung ein.
iusNet StrafR-StrafPR 02.03.2021